Unser erstes Radio

           Als ich neun Jahre alt (1958) war, kaufte mein Vater das erste Radio. Es war ein tolles Gerät: Ein Nordmende Othello mit Kurzwellenbereich, Peilantenne und Hifi-Klang. Nach all den Entbehrungen im Krieg hatte er es sich so sehr gewünscht. Mich faszinierte, dass aus diesem Kasten heraus Musik und Sprache zu hören waren. Immer wieder sah ich hinten durch die Lüftungslöcher in das Innere des Gerätes um etwas zu erkennen. Da war niemand drin und es bewegte sich auch nichts. Ich konnte mich an dem orangefarbigen Leuchten gar nicht genug sattsehen. Mein Vater zeigte mir die Bedienung. Er war wohl stolz, dass mich das Gerät auch fesselte. Auf Kurzwelle hörte ich Radio China. Ich verstand zwar die Sprache nicht, aber in der Ansage hörte ich immer wieder den Landesnamen heraus. Die Radiowellen wurden in China auf die Reise geschickt und hier mit einem Stück Draht wieder eingefangen. Das war mir unbegreiflich. Und jeden Tag entdeckte ich neue Sender. 

 

Meine Amateurfunk-Anfänge

          Eines Tages hörte ich auf Kurzwelle im 40 m-Band Sprechfunkverkehr in AM. Und das regelmäßig. Nach einiger Zeit bekam ich heraus, dass es Funkamateure waren. Sie unterhielten sich über Antennen, Sender und andere technische Einrichtungen. Das war so spannend für mich, dass ich immer öfter dieses Band aufsuchte. Inzwischen war ich 14 Jahre alt und fand in der Schulbibliothek ein Buch mit einer Schaltung für einen Detektorempfänger. Zu Weihnachten bekam ich einen Lötkolben geschenkt. Aus einem alten Radio baute ich den Drehkondensator aus und die Spule war schnell gewickelt. Für 5 DM habe ich in Bad Salzuflen bei Radio Schmidt einen Kristalldetektor gekauft. Den Kopfhörer mit 2000 Ohm Impedanz hatte ich schon. Im Garten war schnell ein langer Draht gespannt und schon hörte ich laut und deutlich den Ortssender auf MW.     

 

Amateurfunktechnik in Gefangenschaft

           Mit 14 Jahren hörte ich im Radio auf 40 m vom DARC und bekam auch die Adresse heraus (ohne Internet!). Nach einem kurzen Schriftwechsel und Kontakt zu dem damaligen OVV des OV Lage (N26) trat ich dem DARC bei. Ab da besuchte ich jedes Treffen, mit dem Fahrrad und bei jedem Wetter. Lage war 15 km entfernt. Es war jedes Mal spannend, den alten Kriegsveteranen zuzuhören, wie sie in Gefangenschaft aus einfachsten Mitteln elektronische Bauteile herstellt hatten: Einen Widerstand erhielt man, indem auf Pappe mit dem Bleistift entsprechend breite Striche zog. Ein Kondensator wurde aus Stanniol mit dazwischen gelegtem Papier hergestellt. Einfachste Schaltungen entstanden aus einem Schwingkreis mit einem Detektor aus Bleiglanz oder Pyrit, das als Erz vorkam, um damit Radiosender zu empfangen. Selbst Röhren haben sie hergestellt, indem sie Blechteile mit einer kleinen Heizwendel in Flaschen vakuumdicht eingeschweißt hatten. Heute googeln wir kurz und kaufen fertige Geräte.     

 

Die Krankenschwester und das Neugeborene 

          Bei einem Treffen im Jahre 1966 im OV Lage hörte ich folgende Geschichte: Die Frau von Günter, eines dort anwesenden Funkamateurs war Krankenschwester im örtlichen Krankenhaus. Sie kam von der Spätschicht nach Hause und erzählte ihm voller Stolz, dass die Frau von Peter, einem im gleichen Ort wohnhaften Funkamateur und guter Freund der Familie, einen gesunden Sohn geboren hatte. Er hatte kein Telefon, sodass Peter noch nichts von seinem Glück wusste. Günter hatte gerade den Funkkontakt mit seinem Funkfreud Jean in Brasilien unterbrochen, um seine Frau zu begrüßen. Da dieser ebenfalls Peter kannte, erzählte er ihm direkt die gute Nachricht. Günter verabschiedete sich, um noch den Abend mit seiner Frau zu genießen. Was Günter nicht mehr mitbekam war, dass Peter jetzt auch Kontakt zu Jean gefunden hatte. Sie trafen sich oft zusammen mit Günter auf dem 20 m-Band. Jean gratulierte ihm direkt zu seinem frischgeborenen Sohn. Peter fiel aus allen Wolken, er hatte erst in ein paar Tagen mit der Niederkunft seiner Frau gerechnet. Er bedankte sich für die frohe Botschaft und ging gleich am nächsten Morgen ins Krankenhaus. Dort wunderte man sich, dass er schon von seinem Sohn wusste. 

 

 Funken am Windberg  

          Herbst. Tagsüber waren es noch 10 Grad. Weil die Sonne schien, war es angenehm. Nachts wurde es kalt und feucht in dem provisorischen Zelt. Harald, DC6LC, benutzte es bei der Post um in einem Kabelschacht trocken arbeiten zu können. Wir nahmen an einem 24-stündigen europäischen UKW-Contest teil. Es galt dabei soviel Funkverbindungen wie möglich abzuwickeln. Man tauschte nur das Rufzeichen, eine laufende Nummer und den Rapport aus. Der Rapport ist ein Maß für die empfangene Signalstärke und der Verbindungsqualität. Normalerweise  beträgt die Reichweite eines UKW-Signals etwa 50 km. Wir hatten einen selbstgebauten Sende-Empfänger mit 25 Watt Leistung. Die Mehrelementantenne hatten wir an einer Fichtenstange befestigt, die wir aus dem Zelt heraus nur mühsam drehen konnten. Die Funkstation und das spärliche Licht wurden von einer Autobatterie gespeist. Durch den erhöhten Standort im lippischen Bergland hatten wir gute Voraussetzungen viele und weite Funkverbindungen abzuwickeln. An diesem Tag herrschten auch besonders gute  atmosphärische Bedingungen. So erreichten wir ohne Mühe auch holländische und dänische Stationen. Plötzlich tauchte eine Station aus der 700 km entfernten Schweiz auf. Wir konnten deren Signal einwandfrei aufnehmen. Als wir dran waren, wurden die Bedingungen drastisch schlechter. Unsere Angaben kamen nicht mehr fehlerfrei durch. Wir wiederholten immer wieder unsere Daten, vergebens. Dann griff ich zum Sende-Empfangsumschalter und morste langsam die fehlenden Daten. Jetzt hörten wir aus dem Lautsprecher noch ein deutliches ´Roger´. Das war die ersehnte Bestätigung! Dann hörten wir nur noch Rauschen. Welch ein Erfolg!  

 

Bewerbung als Schiffsfunker

          Eine früher gehörte Geschichte:

          In den 1920er Jahren wurde per Anzeige in der Zeitung ein Schiffsfunker gesucht. Damals lief die Kommunikation ausschließlich über Tastfunk. In der Anzeige stand, man solle sich zu einem bestimmten Termin unter der genannten Adresse in dem Besucherraum einfinden. Weitere Hinweise würden vor Ort erteilt. Weil die Arbeitslosigkeit groß war, kamen sehr viele Bewerber. In dem Raum hing noch mal ein großes Schild, dass die Bewerber nur nach Aufforderung in das Besprechungszimmer eintreten dürfen. Im Hintergrund war sehr lauter Baulärm zu vernehmen. Plötzlich springt ein Bewerber auf, geht an die Besprechungszimmer-Tür und tritt ohne anzuklopfen hinein. Nach einer Viertelstunde kommt der Chef heraus und verkündet den Übrigen, dass alle wieder gehen können. Dieser Bewerber habe die Stelle bekommen. Daraufhin beschwert sich ein anderer: Das sei unfair. Wir sollten doch auf weitere Anweisungen warten. Der hat sich einfach vorgedrängelt und ist ohne anzuklopfen in ihr Besprechungszimmer gegangen. Da sagte der Personalchef: "Wenn sie genau zugehört hätten, so hätten sie in dem Baulärm Morsezeichen vernommen, die besagten, dass derjenige, der das zuerst hört, ohne anzuklopfen in das Besprechungszimmer eintreten soll. Und den Bewerber habe ich jetzt eingestellt."

 

 Überlange Kurzwellen-Funkantenne am Auto

          Am VW-Passat hatte ich aus der alten Autoradio-Antenne die Teleskopsegmente entfernt und statt dessen einen etwa 8 mm dicken Federstahlstab eingesetzt, der einen halben Meter oben aus dem Kotflügel herausragte. Darüber steckte ich eine langes Distanzrohr mit ca. 20mm Außendurchmesser. Darauf passte jetzt meine drei Meter lange Angelrute, die mit etwa 40m Draht bewickelt war, als Wendelantenne. Mit einem selbstgebauten Anpassgerät im Wageninneren konnte ich alle Bänder von 10 m bis 80 m abstimmen. Die Antenne funktionierte hervorragend. Das war ein Superteil! Bei 160 km/h bog sie sich auffällig nach hinten ohne zu brechen. Und das fiel bei Gelsenkirchen der Autobahnpolizei auf. Die Beamten leiteten mich auf den nächsten Parkplatz und verlangten erstmal die Papiere. Dann stellte einer der beiden fest, dass das, was ich da als CB-Funk-Antenne hätte, wohl verboten wäre. Und überhaupt, den Nachbrenner da im Auto, den baut er wegen Beweissicherung jetzt sofort aus. Da habe ich erstmal geschluckt, ihm aber sachlich erwidert, dass das hier eine Amateurfunkstation sei, und dass das alles im Rahmen des geltenden Amateurfunkgesetzes und der Straßenverkehrsordnung sei. Ich zeigte ihm meine Lizenzurkunde. Als er den Bundesadler auf dem grauen Dokument sah und die Stempel der Bundespost, wurde er nachdenklich. Sein Kollege telefonierte mit der Zentrale und kam nach einer Weile ganz freundlich zurück. Das wäre in Ordnung mit meiner Funkanlage. Aber die große Antenne mache ihnen Sorgen. So füllte er eine Aufforderung zur technischen Überprüfung aus, die ich dann nach der Kontrolle vom TÜV unterschrieben wieder an die Polizeibehörde schicken sollte. Damit fuhr ich umgehend zum TÜV. Der Beamte (damals hießen die noch so) staunte nicht schlecht über meine Antenne und hatte auch anfangs Zweifel, ob die der geltenden Straßenverkehrsordnung genügt. Er holte eine 4m lange Latte aus der Werkstatt und legte sie zum Vergleich an. Die Antenne blieb 5 cm unter der zulässigen Höhe. Dann bog er sie noch zu allen Seiten um festzustellen, ob sie unterhalb 2 m Höhe über die Karosserie hinaus ragt. Das war nicht der Fall, also bekam ich meinen ersehnten Stempel für die Unbedenklichkeit. Als ich nach fünf Tagen wieder zu Hause war, lag dort schon ein Bußgeldbescheid über die technische Unzulänglichkeit meiner Antenne. Da habe ich sofort Einspruch eingelegt und dem Einschreiben gleich das unterschriebene Exemplar des TÜVs als Beweis beigelegt. Als Antwort erhielt ich einen Brief in dem ausgedrückt wurde, dass der Bußgeldbescheid, und jetzt kommt´s, "aus Kulanzgründen" zurückgezogen würde. Da war ich richtig sauer. Aber um des lieben Friedens Willen habe ich darauf nicht mehr reagiert und noch viele Jahre mit der Antenne und der TÜV-Bescheinigung weiter erfolgreich gefunkt. Aber die wollte niemand mehr sehen.  

 

Fehlende Autopapiere

           Im Auto war ein Kurzwellen-Sende-Empfänger installiert. Er lieferte 100 Watt Hochfrequenzleistung an die Antenne. Die selbstgebaute Antenne war eine 3 m lange Angelrute, die mit einem längeren Draht bewickelt war. Sie war vorne links auf dem Kotflügel befestigt, in Nähe der Windschutzscheibe. Weil ich beruflich viel unterwegs war, konnte ich mit dieser Anlage immer wieder mein Hobby ausüben. Es war ein Jahrzehnt in dem die Empfangsbedingungen besonders gut waren. Zu der Zeit war es ohne Mühe möglich, rund um den Globus zu funken. Verbindungen mit Japan und Australien waren normal. Eines Tages stehe ich am Straßenrand, um noch eine Verbindung mit einem Funkpartner abzuschließen. Da bemerkte ich, dass es weit vor mir blitzt, und zwar immer dann, wenn ich anfing zu senden. Da tauchte auch schon eine Polizeistreife auf. Meine auffällig lange Antenne auf dem Auto hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie hätten eine Radarstation zur Geschwindigkeitskontrolle aufgebaut und meine Funkwellen würden anscheinend die Funktion stören. Sie verlangten den Führerschein und die Autopapiere. Ich fühlte… ins Leere. „Es tut mir leid, aber die habe ich zu Hause liegen.“, antwortete ich. Sie fragten, was das mit der Funkstation bei mir im Auto auf sich hatte. Ich erzählte ihnen etwas über den Amateurfunk. Dann gingen sie an ihr Auto und haben wohl mein Kennzeichen der Zentrale durchgegeben. Sie baten mich, doch den Funkverkehr in Nähe der Radarstation einzustellen, was ich auch befolgte. Sie gaben mir einen Aufforderungsschein mit, mit dem ich mich auf bei der örtlichen Polizeistation melden sollte, um dort die Papiere vorzuzeigen. Das machte ich noch am gleichen Tag. Ich gab den Schein ab und erzählte die Geschichte mit den Störungen der Radarstation. Da wollte der Polizist mehr über den Amateurfunk wissen. Ich zeigte ihm meine graue Lizenzurkunde mit dem Bundesadler vorne drauf, wie beim Führerschein. Er las jede Seite. Hinten gab es eine Sondergenehmigung mit Stempel und Unterschrift, die mich berechtigte auch Amateurfunkfernsehen zu betreiben. Das faszinierte ihn. "So richtig Fernsehen?" fragte er. "Ja, aber im Rahmen des Amateurfunkgesetzes." antwortete ich. So verging gut eine Stunde, bis wir uns verabschiedet hatten. Ich hatte weder meinen Führerschein, noch die Autopapiere vorgezeigt. Das war der Amateurfunk.

 

Vom Auto in USA zum Auto in Deutschland

          Es war 1980. Die Funkbedingungen auf Kurzwelle waren hervorragend. Auf dem 15 m-Band hörte ich eine Mobilstation aus USA, aus dem Westen. Der OM fuhr mit seinem Pickup auf der Alaska-Highway. Er hörte mich mit 59, ich ihn auch. Weite Verbindungen aus dem Auto mit Feststationen aus Neuseeland oder Australien hatte ich bereits gehabt.  Aber es war ein besonders Gefühl, dass mein Funksignal aus dem Auto über 7000 km in ein anderes Auto reichte.

 

Alarm an der Tankstelle

          Spät abends war ich in Dinslaken auf dem Hof meiner Schwiegereltern angekommen. Ich hatte gerade noch ein laufendendes Mobil-QSO auf dem 20m-Band mit einer finnischen Station, das ich im Stand zu Ende führen wollte. Plötzlich geht auf der angrenzenden Aral-Tankstelle ein Alarm los. Ich schilderte dem Funkfreund meine Beobachtung und bat um eine Unterbrechung unseres Kontaktes. Nach kurzer Zeit traf die Polizei ein und durchsuchte das abendleere Grundstück sowie die Büroräume. Aber es war wohl ein Fehlalarm. Nachdem die Beamten abgezogen waren griff ich wieder zu Mikrofon. Und plötzlich geht der gleiche Alarm erneut los. Da wusste ich die Ursache. Ich habe mich ganz schnell verabschiedet. Wieder ein Fehlalarm. 

 

Wiedersehen auf der HAM-Radio

           Im Jahre 2003 war ich aus dem DARC ausgetreten. Wegen Familie, Beruf, Haus und Garten sowie anderer Hobbies glaubte ich nicht noch einmal funktechnisch aktiv zu werden. Die Lizenz habe ich behalten, zum Glück. Als ich 2009 in den Ruhestand trat, war ich mit meiner Frau am Bodensee im Urlaub. Da sah ich ein Plakat zur HAM-Radio in Friedrichshafen. Ich war nie dort. Das reizte mich. Also nahm ich mir einen Tag Auszeit und stellte mich an die Kasse zur Messe. Vor mir erkenne ich die Silhouette eines ehemaligen Arbeitskollegen, der durch mich zum Amateurfunk gekommen ist. Wir hatten uns 10 Jahre lang nicht mehr gesehen. Umso größer war die Wiedersehensfreude. Auf der Messe passierte dann folgendes: an einem Stand mit SDR-Radio entdeckte ich einen alten Studienkollegen, der ebenfalls Amateurfunker war. Wir waren früher im gleichen Ortsverband. Er hatte schon damals keine Haare auf dem Kopf, deshalb habe ich ihn gleich erkannt. Ich nahm Blickkontakt aus 5 m Entfernung auf. Er merkte das, erkannte mich aber nicht. Ich hielt den Blick aus. Er reagiert recht mürrisch, so nach dem Muster "was glotzt du mich so an?". Nach einer Weile aber dämmerte es ihm und er kam auf mich zu. Wolfgang, bist du das etwa? Ja, ich war es. Es war fast 40 Jahre her, dass wir uns zum letzten Mal begegnet waren. Nochmal eine Wiedersehensfreude. Dann kam ein weiterer OM aus meinem ehemaligen Ortsverband dazu, mit dem ich zusammen Morsen für die Lizenzprüfung gelernt hatte. Soviel Nostalgie brachte mich am DARC-Stand dazu, doch wieder einzutreten. Außerdem entdeckte ich viele neue Themen, die ich seit dem Austritt nicht mehr verfolgt hatte: SDR, Antennensimulationssoftware, Antennenanalyzer. Da packte mich die Neugier wieder. Heute bin ich froh, diese neuen Themen kennenzulernen. Dadurch ist mein Verständnis für Antennen inzwischen ein anderes. Über Internet Kontakt mit Spezialisten über einige Themen zu halten, war für mich Neuland. Nach drei Jahren Wiederzugehörigkeit im DARC wurde ich trotzdem für 40 jährige Mitgliedschaft geehrt. Der DARC vergisst nichts.      

 

Mysteriöses Signal 

          Prof. Alexander Neidenoff, DK4JN, erzählte während seines Vortrages auf der HAM-Radio-Messe in Friedrichshafen folgende Geschichte: Er hatte für das 20 m-Band eine sehr leistungsfähige Mehrelementantenne provisorisch im Garten installiert und erste Funkversuche in CW unternommen. Nach vergeblichen CQ-Rufen bemerkte er, dass, als er auf Empfang ging, gerade noch ein CW-Zeichen zu hören war. Erst dachte er an einen Störer. Aber dieses Signal kam regelmäßig nach dem Umschalten. Er drehte die Antenne in eine andere Richtung und da war es schwächer. Jetzt wurde ihm klar, dass er sein eigenes Signal hörte und zwar eine siebtel Sekunde später, nach einmaliger Erdumrundung.

 

Babyphon-Störung

           Auf der DARC-Distriktversammlung des Distriktes K in Spesbach (15.4.2018) berichtete der EMV-Referent folgende Geschichte:

           Eine Mutter beschwert sich bei der Bundesnetzagentur, dass sie im Babyphon Amateurfunkverkehr höre. Die Bundesnetzagentur schickt den Prüf- und Messdienst vorbei. Der stellt fest, dass ein Funkamateur in der Nachbarschaft offensichtlich auf dem gleichen Kanal auch ein Babyphon betreibt. Ein Besuch bei ihm bestätigt, dass er das Gerät nutzt, um in seinem Shack den Funkverkehr auf einem Amateurfunkrelais im Garten mitzuhören. Er nutzt es auch, um über das Babyphon in den Transceiver antworten zu können, was ja legal war. Der Messdienst empfahl der Mutter doch einen anderen Kanal an Ihrem Babyphon einzustellen. Das lehnte sie ab. Dann wurde der Funkamateur gefragt. Er kam dieser Bitte nach. Damit war die „Störung“ beseitigt. Jetzt argumentierte die Mutter, dass die Funkwellen-Ausstrahlung des Funkamateurs ihr Kind belaste. Der Messdienst führte mit dem Funkamateur Kontrollmessungen durch und stellte fest, dass die zulässigen Grenzwerte weit unterschritten waren. Dafür gab er den Hinweis, dass das Babyphon selbst im Kinderzimmer eine weitaus höhere Strahlungsbelastung für das Kind ausmachte. Jetzt hatte die Mutter einen neuen Feind: Sie schrieb dem Hersteller des Babyphons einen Beschwerdebrief, denn auf dem Babyphon stand der Aufdruck „strahlungsfrei“.  

  

Amateurfunk im Krankenhaus

 

Drei Tage musste ich im Krankenhaus verbringen. Es war nichts lebensbedrohliches. Mein Zimmerkollege war wortkarg, wir hatten uns auch nicht viel zu erzählen. So verbrachte ich den ersten Tag mit Lesen. Am nächsten Tag wurde ich schon früh zu einer Untersuchung samt Bett in das Erdgeschoss geschoben. Als ich zurück kam, lag ein neuer Zimmergenosse dort. Schon als ich zur Tür herein kam, begrüßte er mich wortreich. Hermann sei sein Name. Ich erwiderte: Wolfgang. Er war weit über 70 Jahre alt. Und beim ZDF habe er zuletzt gearbeitet. Ich fragte: „In der Technik oder als Künstler?“ Er war in der Technik-Abteilung gewesen. Also Elektronik und so? „Ja, ich habe Radio- und Fernsehtechniker gelernt.“ war seine Antwort. „Oh,“ sage ich, „das habe ich auch gelernt.“ Aber er hätte noch Nachrichtentechnik studiert. „Oh,“ sage ich, „das habe ich auch studiert.“ Ja, aber er wäre auch Amateurfunker. „Nicht zu fassen, das bin ich auch!“ „CB – Funker?“ fragte er nach. „Nein, ich bin lizenzsiert. Mein Rufzeichen ist DK2FQ“ erwiderte ich. Er nannte sein Rufzeichen. Und wir haben auch vor ähnlich langer Zeit unsere Lizenzprüfung bestanden. Beide hatten wir dafür noch Morsen lernen müssen. So viele Gemeinsamkeiten! Das waren dann sehr intensive anderthalb gemeinsame Tage. Wir tauschen unsere technischen Erkenntnisse aus und waren auch in unserem weltlichen Ansichten sehr nah beieinander. Am dritten Tag wurde ich entlassen. Er musste noch bleiben. Zu Hause telefonierten wir miteinander. Als er wieder daheim war, besuchte ich ihn in seinem Haus in einem kleinen Ort in Rheinhessen. Schon von Weitem erkannte ich seine Antennenanlage. In seinem Funkraum zeigte er mir sein Eldorado an selbstgebauten funktechnischen Geräten. Die erinnerten mich auch an meine aktive Bastelzeit. Er hatte enormes Fachwissen. Längst vergessene Ideen förderte er zu Tage. Er war der Inbegriff eines Amateurfunkers: Experimentalfunker. Er zeigte mir alte technische Aufsätze über Zusammenhänge, die mir neu waren. Das hat mich begeistert. Dann kam er auf unsere vielen Gemeinsamkeiten zurück: „Weißt du, eins mache ich, was du wahrscheinlich nicht kennst.“ Da wurde ich neugierig. Er fuhr fort: „Ich mache auch Kalligrafie!“ „Jetzt schlägt es 13, ich auch!“ Da tauschten wir uns wieder intensiv über gemeinsame Kenntnisse und bekannte Kalligrafen aus. Kann es sowas geben? Von 80.000 lizenzsierten Amateurfunkern in Deutschland liegen zufällig zwei nebeneinander im gleichen Krankenzimmer und haben auch noch anderweitig gemeinsame Interessen. Das grenzt schon an Fügung.

 

 

KW-Schiffsantenne

 

DJ1PM hatte sich einen 15 m langen Katamaran zugelegt (siehe auch unter Vorträge/Schiffsantenne) und hochseetüchtig ausgerüstet. In Rotterdam haben wir 2018 eine KW-Antenne darauf installiert und in Betrieb genommen. Beim ersten Test-QSO erhielten wir einen Rapport von von 40 dB über S9. Wahnsinn, was diese Antenne leistet! Erst beim Austausch weiterer Daten kam die Ernüchterung: Diese PAØ-Station war nur 2 km von uns entfernt. Aber nachdem wir in dem zufällig laufenden Contest auch schwache Stationen gearbeitet haben, waren wir mit unserem Ergebnis dann doch zufrieden. 

 

 

Funkamateure bringen Frau nach 37 Jahren wieder mit Familie zusammen

 

Nachfolgend eine schöne Geschichte aus Indien, über welche die "millenniumpost" am 28. November 2021 in ihrer Online-Ausgabe berichtete (http://www.millenniumpost.in/kolkata/ham-radio-operators-unite-woman-with-family-after-37-years-460149) und über den Deutschland-Rundspruch 48/2021 des DARC in Deutschland veröffentlicht wurde: 

 

Eine Stammesangehörige, die vor mindestens 37 Jahren den Kontakt zu ihrer Familie in der Stadt Bokaro - das liegt im indischen Bundesstaat Jharkhand - verloren hatte, wurde am 28. November von Funkamateuren wieder mit ihr zusammengeführt. Die Wiedervereinigung verdient besondere Erwähnung, da am 30. November der 163. Geburtstag von Acharya Jagadish Chandra Bose gefeiert wird. Der indische Naturwissenschaftler beschäftigte sich mit Physik und Botanik und war einer der Pioniere des Radios.

Die Frau hatte fast vier Jahrzehnte lang in einem Teestand gearbeitet und lebte im Haus dessen Besitzers. Die Information über die vermisste Frau erhielt Ambarish Nag Biswas, der Verwalter und Sekretär des Amateurfunkverbandes West Bengal Radio Club vor etwa zwei Wochen von einem Touristen. "Es war eine Herausforderung für uns, da die Frau keine Informationen über ihr früheres Leben geben konnte, außer der Tatsache, dass sie aus einem Ort namens Charabasti stammte", sagte Nag Biswas. Der Akzent, den sie beim Sprechen benutzte, machte Nag Biswas klar, dass sie möglicherweise aus der Stammesgemeinschaft in gewissen Bezirken stammte. Ein Krankenwagenfahrer erzählte Nag Biswas, dass es einen Ort namens Chorabasti im Bundesstaat Jharkhand gäbe. Mit Hilfe der Funkamateure, der Polizei und der Bezirksverwaltung konnte die Familie der Frau ausfindig gemacht werden. Die Informationen wurden an ihren Ehemann übergeben. Darüber berichtet das britische Nachrichtenportal Southgate mit Verweis auf den Artikel der Zeitung.